Was nach der Stille kommt

Ich merke wie gut es für mich ist, alte Sichtweisen über Bord zu werfen und Neues auszuprobieren. In letzter Zeit denke ich immer wieder, warum ich manche Dinge nicht schon vor meiner Krankheit hab kennenlernen und ausprobieren dürfen. Ich habe einfach keine Notwendigkeit gesehen mich mit anderen Themen auseinanderzusetzen. Ich dachte mein Leben ist doch glücklich – warum soll ich was ändern. Vieles vom dem was ich lese und von Freunden lernen darf ist nicht nur für krebskranke Menschen interessant – ganz im Gegenteil.

Ich bin sehr dankbar, dass ich mein Leben sehr positiv sehe und es auch so richtig geniessen kann.  Klar gibt es auch mal schwierigere Phasen. Diese Schwankungen hat aber auch ein gesunder Mensch. Meistens geht es mir aber wirklich gut.

Die Krankheit verdrängen
Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, warum wir nicht in Panik, verbittert oder verzweifelt sind? Vielleicht glaubst du, ich wollte den Ernst der Lage nicht erkennen und die Krankheit verdrängen? Einfach weiterleben als ob nichts wäre?
Ehrlich gesagt – ja das war auch eine lange Zeit so. Bis vor kurzen und nach vielen Tiefschlägen wollte ich so schnell wie möglich mein altes Leben zurück. Ich verlangte dass die Medizin mit den Therapien meine Gesundheit wieder herzustellen hatte! Schließlich hat das doch bisher immer so funktioniert. Man ist krank – geht zum Arzt – bekommt ein Medikament – und schon wird man wieder gesund. Warum sollte es diesmal anders sein? Selbst als ich nach der Hirntumor- Operation ganz am Boden lag, setzt ich meine ganze Hoffnung in die Strahlentherapie und Chemotherapie,…

Wenn es dann doch nicht so läuft
Die letzte Antwort der Medizin ist, eine Prognose über die verbleibende Lebenszeit die man noch geniessen sollte. Dies ist für mich aber keine Option.
Stell dir vor, du sitzt in einem Zug. Du siehst genau, dass der Zug einem Abgrund zufährt. In Kürze wird er in den Abgrund stürzen. Würdest du die letzen Minuten in diesem Zug geniessen können? Oder würdest du doch versuchen irgendwie noch vom Zug zu kommen?
Ich habe für mich beschlossen, dass ich den Zug verlassen will. Ob ich es schaffe, weis nur Gott alleine. Unabhängig davon – mein Leben ist viel lebenswerter wenn ich weiter aktiv an mir arbeite, als wenn ich resignierend Richtung Abgrund fahre. Dabei könnte ich sicher keinen einzigen Moment mehr geniessen.

Was tun, Fisch?
Beschäftigt man sich ernsthaft mit seinem eigenen Leben – seinem eigenen ICH – dann ist das nicht immer einfach. Doch der Lohn der Arbeit ist groß – eine schöne, liebevolle, glückliche Zeit. Ich habe nie gedacht, dass es so viele Möglichkeiten abseits des allseits Bekannten gibt.
Wie schon erwähnt habe ich gesehen, dass meine Erfahrungen nicht nur für krebskranke Menschen interessant sind. Mir ist es daher ein Anliegen, viele Erfahrungen und Erlebnisse zu teilen. Auch ich profitiere momentan sehr von dem Wissen und den Geschichten anderer Menschen. Gerne würde ich so viel wie möglich zurückgeben. Sollte jemand aus meinen Erzählungen für sich etwas Positives mitnehmen können, dann hat sich der Aufwand mehr als gelohnt.

Mein Plan
Pläne sind ja da um geändert zu werden. Aber momentan möchte ich regelmäßig über meine Erfahrungen schreiben. Mein Blog ist dazu ein gute Plattform. Dabei ist mir wichtig, dass ich keine allgemeinen Empfehlungen aussprechen möchte. Was bei mir gut funktioniert hat, kann für jemand anderen überhaupt nicht geeignet sein. Ich erzähle nur was mir hilft mit meiner Situation umzugehen. Ohne jeglichen wissenschaftlichen oder religiösen Hintergrund. Auch nicht mit einer Bewertung oder irgendeiner Einstufung.

Gerne könnt ihr mir auch Kommentare hinterlassen – ich möchte aber keine Grundsatzdiskussionen. Ich will keine Grundsätze aufstellen und auch keine in Frage stellen.

Ich schreibe nur sehr subjektive Erfahrungsbericht von einer aussergewöhnlichen Situation.

Ganz liebe Grüße aus Julbach
Markus

 

 

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