Als Gast im Krankenhaus

Heute war mal wieder eine Reise ins Wagner Jauregg Krankenhaus zwecks Infusion angesagt. Alle drei Wochen steht das auf dem Programm. Ich merke dass diese Abwechslung sehr gut tut. Obwohl ich mich zu Hause sehr wohl fühle, kommt man durch den Umgebungswechsel auf andere Gedanken und somit auch auf neue Ideen.

Wie im Kaffeehaus
Die kurzen Aufenthalte im Krankenhaus verlaufen sehr angenehm. Mit der Rettung fahre ich nach Linz. Nach einer kurzen Statusaufnahme wird ein Venflon gelegt, dann gehe ich zur Station. Dort setzt ich mich in den Wintergarten, die Infusion rinnt während ich gemütlich einen Kaffee trinke und ein Buch lese. Alle sind sehr nett und freundlich. Dabei kam mir heute der Gedanke dass es eigentlich wie ein Kaffeehausbesuch ist.

Was dann doch komisch ist 
Dieser Gedanke kam mir seltsam vor und so begann ich nachzudenken, warum ich das so empfinde. Relativ schnell wurde mir folgendes klar: eigentlich interessiert sich kein Arzt für mich. Ich komme als Gast auf die Station und verschwinde wieder. Genau vor einem Jahr wurde ich hier operiert – damals war das natürlich ganz anders.

Das persönliche Empfinden
Durch diese Beobachtung wurde mir aber auch folgendes klar. Kein Arzt hat sich jemals für meine Geschichte interessiert. Niemals wurde über Lebensstil, meine persönliche Meinung oder mögliche Ursachen geredet. Es zählten eigentlich nur die MR Bilder und die Blutwerte – mein persönliches Empfinden war nie wichtig.
Wobei ich sagen muss – ich hätte das nicht in Worte fassen können. Ich hatte verlernt über innere Gefühle zu sprechen und es fällt mich auch heute oft noch schwer.

Die Laborpatienten
Und dann wurde mir bewusst das ich immer glaubte, es gibt ein paar Patienten, bei denen die Behandlung anders läuft als bei mir. Sie werden ausgewählt um in der Forschung mitwirken zu können. Dabei interessiert man sich für jedes Detail in ihrem Leben und in ihrem Körper…. um so vielleicht  die Krankheit verstehen zu können.
Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es das überhaupt gibt? Meine Voraussetzungen wären nicht so  schlecht. Sehr seltener Tumor, eher jung, geistig – zumindest durch den Krebs-  nicht beeinträchtigt, bis von kurzen noch total unvoreingenommen….und trotzdem hat mich noch keiner gefragt….
Ich glaube das bietet unser System nicht. Die behandelnden Ärzte waren voll engagiert und bemüht um mich. An Ihnen liegt’s sicher nicht.

Vorsichtsmassnahme Aufschreiben
Ich habe jetzt begonnen meine gesamte Geschichte niederzuschreiben. Die Erlebnisse waren einfach zu tiefgreifend und zu schwer um sie einfach nur für mich zu behalten. Und falls jemand irgendwann mal an Lebensgeschichten von Krebspatienten interessiert ist, kann er meine gerne haben. Vielleicht gibt es ja doch irgendwann mal parallelen zu anderen Fällen usw. Ich dachte ja auch dass man ähnliche Fälle in einer Datenbank findet um so auf die Erfahrung anderer zurückgreifen zu können. Aber die gibt’s leider auch nicht.

Apropos Schreiben
Durch meine Texte kann man den Eindruck bekommen, dass ich auf meinem Weg alleine bin. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mein engstes Umfeld ist ein echter Glücksfall und eine enorme Stütze auf meinem Weg. Wäre ich alleine würde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sein! Sie wollen aber nicht, dass sie in den Texten vorkommen. Das respektiere ich natürlich – schließlich geht das tief in Privatsphäre.
Obwohl ich es Schade finde. Für Angehörige ist das auch eine schwere Erfahrung – in manchen Phasen sogar schlimmer als für den Betroffenen. Während man immer wieder Bücher von Krebspatienten findet gibt es kaum welche von nahen Angehörigen. Obwohl diese bewundernswertes Leisten und auch viel zu erzählen haben.

 

In diesem Sinne LG aus Julbach

Markus

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